Vom Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis bei Jugend präsentiert

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Jugend präsentiert hat zahlreiche Facetten: Unser Wettbewerb (mit seinem jährlichen Finale in Berlin) spricht Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland an, die Science Notes bringen Wissensvermittlung mit Clubatmosphäre und elektronischer Musik zusammen, bei unserer Vorlesungsreihe Rhetorik und Wissen geben herausragende Wissenschaftler ihrer häufig sehr komplexen Forschung eine verständliche und anschauliche Form – und das sind nur einige der vielen Aspekte und Formate, die wir auch in diesem Blog schon etwas näher beleuchtet haben.

Als ein wichtiges Fundament dieser Angebote ist uns die enge Verknüpfung mit aktuellster und eigener Forschung in den Bereichen der Wissensvermittlung, Präsentationskompetenz und Bildungsforschung ein besonderes Anliegen. Deshalb sind unsere praxisorientierten Angebote wie Lehrerfortbildungen oder unser bundesweiter Schulwettbewerb immer eng mit wissenschaftlicher Evaluation, Reflexion und Erforschung umliegender Hintergründe, Chancen und Trends verbunden.

Universitäre Lehrveranstaltungen im Kontext unserer Forschungsstelle Präsentationskompetenz

In den größeren Rahmen dieser ständigen inhaltlichen Weiterentwicklung und Forschung fallen auch wissenschaftliche Lehrveranstaltungen, die Mitarbeiter unserer Forschungsstelle regelmäßig im Rahmen des Seminars für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen anbieten. Inhaltlich wie auch methodisch sind diese Seminare vielfältig: Themen wie Körpersprache und Performanz haben uns in den letzten Semestern ebenso umgetrieben wie Fragen der visuellen Rhetorik oder spezielle Präsentationsformen wie der »Elevator Pitch«; und auch die schon in früheren Blogeinträgen vorgestellte Trainerakademie gehört als erweitertes Praxisseminar dazu.

Unabhängig von der jeweiligen Schwerpunktsetzung und Ausrichtung: Die von uns angebotenen Seminare helfen uns, einen immer wieder frischen und vertiefenden Blick auf Fragen und Probleme zu erlangen, die für unsere Forschungsinteressen relevant sind, denn häufig stolpert man dabei über Aspekte, die das eigene Interesse wecken, mit denen man sich vertiefend beschäftigen möchte - und die so letztlich auch unsere Projektarbeit bereichern.

Wissenschaftsvermittlung in Radiosendungen und Podcasts – die Seminaridee

Vor diesen Hintergründen hatte es mich im vergangenen Wintersemester besonders gereizt, das Thema der Wissensvermittlung in Radiosendungen und Podcasts näher zu untersuchen: Ganz konkret wollte ich Science Friday  (als Beispiel eines besonders erfolgreichen und langlebigen Formats in diesem Bereich) aus rhetorischer Perspektive analysieren – und diese Analyse zum Ausgangspunkt für weiterführende methodische und theoretische Überlegungen machen.

Bei der Konzeption des Seminars war es mir wichtig, die Einbettung in den weiteren Rahmen der Wissensvermittlung zu betonen: Bei Jugend präsentiert spezialisieren wir uns ja in besonderer Weise auf die Präsentation als direktes Kommunikationsformat, in dem textuelle und visuelle Aspekte zusammenwirken. Zugleich haben wir aber auch immer ein Auge auf angrenzende und neue Entwicklungen im Rahmen der Wissenskommunikation: Überall, wo komplexe Inhalte für konkrete Adressaten erschlossen werden und Zusammenhänge in anschaulicher Weise Aufbereitung finden, ist auch unser Interesse geweckt.

In diesem Sinne fand ich es spannend, einmal genauer auf die Wissensvermittlung in einem Medium zu schauen, das – im Gegensatz zur Präsentation – allein mit Sprache und hörbaren Eindrücken funktioniert. So bin ich auf das Thema Podcasts gestoßen.

Speziell im Bereich der Science Podcasts tut sich dabei den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum erstaunlich viel: Allein das Portal wissenschaftspodcasts.de verzeichnet Dutzende aktueller Podcasts mit Wissens- und Wissenschaftsbezug. Grund genug also, die Besonderheiten, Möglichkeiten und Fallstricke dieses Formats genauer in den Blick zu nehmen.

Wie genau lief die Annäherung an dieses spezielle Thema im Seminar ab?

Im Rahmen des Proseminars beschäftigten wir uns zunächst mit theoretischen und methodischen Grundlagen: Was kennzeichnet überhaupt einen rhetorischen Analyseansatz und Zugang? Was genau sind die Besonderheiten von Podcasts im Einzelnen – und wie sind Podcasts in die Medienlandschaft eingebunden? Zugleich diskutierten wir Grundlagen der Wissenschaftskommunikation, aber auch kognitionspsychologische, texttheoretische und pädagogische Charakteristika auditiver Kommunikation.

Über den vorbereitenden Analyseschritt einer Settinganalyse stiegen wir dann in die konkrete Untersuchung einzelner Beispielsegmente von Science Friday ein. Wichtig war mir hierbei, unsere analytischen Erkenntnisse auch in Handlungsvorschläge zu übertragen, also basierend auf unseren Beobachtungen konkrete Empfehlungen für die Podcast-Produktion zu formulieren. In einem Zwischenfazit abstrahierten die Studierenden ihre analytischen Befunde daher auch mit Blick auf die Frage nach übergreifenden rhetorischen Gestaltungsmerkmalen erfolgreicher Wissenskommunikation in Podcasts:

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In der zweiten Semesterhälfte nahmen wir zudem transmediale Verknüpfungen mit Website-Angeboten in den Blick (speziell das Gesamtkonzept von sciencefriday.com) und schauten vergleichend auf weitere Science Podcast Formate wie Radiolab, The Naked Scientists oder The Story Collider.

Zum Abschluss ging es dann wieder in die Praxis: Auf der Grundlage der im Laufe des Semesters gewonnenen Einsichten produzierten die Studierenden als praktische Fingerübung selbst eine kurze Podcast-Sendung. Der für Jugend präsentiert so prägende Brückenschlag zwischen wissenschaftlicher Forschung und praktischer Anwendung fand so auch Eingang in das Seminar.

Wer jetzt Interesse am Thema gewonnen hat und mehr über die Ergebnisse des Seminars sowie konkrete Einsichten zur erfolgreichen Wissensvermittlung in Podcasts erfahren möchte: In einer Fortsetzung dieses Beitrags werden wir genau das noch vertiefen.

Bild: © Titelbild: Photo by Mikael Kristenson on Unsplash; im Text: Jugend präsentiert

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Michael Pelzer

Forschungsstelle/Universität Tübingen