Premiere bei Jugend präsentiert - Das zweitägige Länderfinale
Endlich ist es so weit. Zwei Jahre hat es gedauert, bis wir durchführen können, was wir bei Jugend präsentiert bereits 2019 angefangen hatten zu planen: Die Länderfinale finden zum ersten Mal in voller Länge und in Präsenz statt. Wer Jugend präsentiert schon eine Weile verfolgt, erinnert sich vielleicht noch an die Qualifikationsrunden, die vor der Einführung der Länderfinale Teil des Wettbewerbs waren. Was macht die Länderfinale nun zu einer Neuheit im Jugend präsentiert-Wettbewerb?
Vielleicht liefert ja das Länderfinales für Rheinland-Pfalz und Saarland eine Antwort. Betreten wir hierfür gemeinsam das Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern und werden Teil der Veranstaltung.
Das Länderfinale beginnt Freitagmittag am 8. April 2022. Der Empfang ist aufgebaut. Die Namensschilder der Teilnehmenden, orangene FFP2-Masken sowie speziell für das Länderfinale bedruckte Stoffbeutel als Geschenk für die Schüler*innen liegen bereit. „Heute geht es wirklich los!“ Johannes Brattke vom Jugend präsentiert-Wettbewerbsteam kann es kaum glauben. 2020 hätte die Premiere der Länderfinale eigentlich stattfinden sollen. Doch es ist sicherlich allgemein bekannt, was dazwischenkam. „Es waren nur noch wenige Tage bis zur Veranstaltung. Alles war damals vorbereitet und die Materialien gepackt. Doch dann kam alles anders und wir mussten kurzfristig absagen“, erinnert sich Johannes Brattke. Nachdem die Corona-Situation 2021 andauerte, wurden die Länderfinale zunächst digital umgesetzt. Auch 2022 finden die Veranstaltungen noch unter den Vorzeichen der Pandemie mit strengen Hygienebedingungen statt. So war in Potsdam und Wuppertal zwar bereits eine Durchführung der Länderfinale in Präsenz möglich, jedoch nicht wie vorgesehen zwei-, sondern nur eintägig. In Kaiserslautern und parallel beim Länderfinale in Heidelberg kann der Wettbewerb nun endlich zum ersten Mal, wie bereits 2020 geplant, als zweitägige Veranstaltung stattfinden.
Die Schüler*innen, die sich nach und nach am Empfang im Eingangsbereich des Heinrich-Heine-Gymnasiums melden, haben bereits einiges geleistet. Ihr Präsentationskönnen haben sie entweder bei einem Schulwettbewerb bewiesen oder mit einem Video ihrer Präsentation, das die Jury als sehr gelungen bewertete. Beim Länderfinale präsentieren die Teilnehmenden nun live vor einer Jury, die das Darstellungsvermögen, die Sachkenntnis und die Adressat*innenorientierung der Präsentationen bewertet. Am Ende entscheiden die Jurymitglieder, wer ins Bundesfinale einzieht und welche*r der Schüler*innen das Länderfinale gewinnt und damit den Titel Landessieger*in erhält. Die Auszeichnung in dieser Runde ist eine Besonderheit der Länderfinale. Es wird ein*e Gewinner*in einer ganzen Region erkoren und somit die Präsentationsleistung der Schüler*in auf Landesebene geehrt.
Wie sich Kunst und Naturwissenschaft ergänzen, lernen die Teilnehmenden nach einem guten Mittagessen und einer Begrüßungsrunde. Jugend präsentiert-Multiplikatorin Angela Schneider vom Heinrich-Heine-Gymnasium hat Spontanität bewiesen und einen Workshop aus dem Ärmel gezaubert. Das ursprünglich geplante Rahmenprogramm musste leider coronabedingt ausfallen. Bei einem Rotkohl-Experiment erfahren die Teilnehmenden, was passiert, wenn Rotkohlsaft auf Papier aufgetragen und beispielsweise mit Zitronensaft, Essig, Backpulver oder Spülmittel überstrichen wird. Die Farbe des Rotkohlsafts ändert sich unterschiedlich, wenn er mit sauren oder alkalischen Stoffen und Lösungen gemischt wird. So entstehen farbenprächtige Bilder, die die Schüler*innen mit nach Hause nehmen dürfen.
Werfen wir zwischendurch einen Blick nach Heidelberg zum gleichzeitig stattfindenden Länderfinale: Hier besuchen die Schüler*innen beim Rahmenprogramm die Mathematik-Informatik-Station (MAINS). In der Ausstellung „I AM A. I.“ können sie ihr Wissen über Künstliche Intelligenz an interaktiven Stationen erweitern und KI aus unterschiedlichen Perspektiven reflektieren.
Das Rahmenprogramm ist eine Neuerung, die das Länderfinale mit sich bringt. Vor der Einführung der Länderfinale waren die Veranstaltungen dieser Wettbewerbsstufe eintägig. Dadurch lag der Fokus auf den Präsentationen der Schüler*innen. Durch die zweitägige Veranstaltung ist nun auch ein extra Programm, das Einblicke in die Welt der Naturwissenschaften eröffnet, möglich. Die Jugendlichen haben zudem mehr Zeit, sich kennenzulernen, auszutauschen und zu vernetzen. Besonders wichtig ist selbstverständlich, dass sie sich intensiver mit ihren Präsentationen beschäftigen können. Bei einer Präsentationssprechstunde dürfen sich die Schüler*innen mit ihren Fragen an Rhetoriktrainer*innen der Universität Tübingen wenden. In Kaiserslautern interessieren sich die Teilnehmenden zum Beispiel für den Umgang mit GIFs in Präsentationen oder wie man eine Präsentation am besten beendet. Nachdem alle Fragen geklärt sind, neigt sich der erste Tag mit einem ausgiebigen Abendessen dem Ende.
Der entscheidende Tag des Länderfinales in Kaiserslautern beginnt am Samstagmorgen mit der Begrüßung des Schulleiters Dr. Ulrich Becker und vielen motivierten und teils ein wenig nervösen Jugendlichen. Heute werden die Teilnehmenden alles geben, ihre MINT-Präsentationen der Jury vortragen und auf einen Platz im Bundesfinale hoffen. Damit alle ganz entspannt in ihre Präsentationen gehen können, bereiten Jugend präsentiert-Trainer*innen die Schüler*innen in einem Präsentationstraining auf ihren großen Vortrag vor. Janina Dax von der Forschungsstelle Präsentationskompetenz hat die Trainings für das Länderfinale konzipiert und erzählt, auf welche Ziele es hier ankommt:
„In den exklusiven Trainings für das Länderfinale wollen wir zum einen die Teilnehmer*innen auf ihre Präsentation optimal vorbereiten, indem wir z. B. Aufwärmübungen für die Stimme und Methoden zur Entspannung durchführen. Zum anderen ist das Training auch ein Preis für alle Schüler*innen, die es zu den Länderfinalen geschafft haben. Das Training vermittelt wichtige Methoden, mit denen sich die Schüler*innen auch auf zukünftige Präsentationen immer gelungen vorbereiten können. Unser Ziel ist es, dass alle Teilnehmer*innen etwas aus den Trainings für sich mitnehmen können und sich gleichzeitig gut vorbereitet auf ihre bevorstehende Präsentation fühlen. Damit dies gelingt, werden alle Trainings von unseren Rhetorik- und Präsentationsexpert*innen sowie unseren Juniortrainer*innen durchgeführt.“
Und dann geht es los: „Wieso gibt es Elemente, die nicht in der Natur vorkommen?“, „Warum ist Radioaktivität gefährlich?“ oder „Wofür benötigt man Angst?“ - das sind ein paar der Präsentationsthemen, die die Schüler*innen im Anschluss an das Training und nach einer Mittagspause vor der Jury präsentieren. Die Jury darf viele spannende Präsentationen sehen und bewerten. Doch wer es auf das Sieger*innentreppchen schafft, erfährt auch sie erst bei der Abschlussveranstaltung des Länderfinales.
Bis dahin ist aber noch weiteres Programm geboten. In der Schulaula gibt es Musik am Klavier von der Schüler*innensprecherin des Heinrich-Heine-Gymnasiums, die die schon bemerkbare Anspannung vor der Preisverleihung lockert. Bevor aber nun wirklich verkündet wird, wer es ins Bundesfinale geschafft hat, wartet noch ein weiteres Highlight auf die Schüler*innen: Prof. Dr. Sven O. Krumke von der Technischen Universität Kaiserslautern gibt in seiner Keynote-Speech Einblicke in den Fachbereich Mathematik und erklärt, warum Staus entstehen und was das mit der Spieltheorie zu tun hat. Das Thema stößt auf lebhaftes Interesse bei den Schüler*innen: sie hören nicht nur sehr interessiert zu, sondern stellen im Anschluss auch zahlreiche Fragen.
Und in Heidelberg? Auch da lauschen die Schüler*innen gespannt der Keynote-Speech von Sara Konrad von der Universität Heidelberg, die der Frage nachgeht, woraus eigentlich unser Universum besteht. Nicht nur die Teilnehmenden sind begeistert: „Ich habe in der Keynote-Speech mehr über Physik und Astronomie gelernt als in meiner ganzen Schulzeit“, so äußert sich eine Kollegin begeistert zum Vortrag.
Doch jetzt wird es ernst. Jugend präsentiert-Alumna Julia betritt in Kaiserslautern die Bühne der Aula mit einem Umschlag, in dem sich eine Karte mit den Namen der Gewinner*innen befindet. Nacheinander werden mit viel Applaus acht Schüler*innen auf die Bühne gebeten, die es ins Bundesfinale geschafft haben und zudem als Preis die Teilnahme an der Präsentationsakademie gewinnen. Zum krönenden Abschluss nimmt der Sieger des Länderfinales Rheinland-Pfalz und Saarland in Kaiserslautern seine Urkunde sowie einen Sonderpreis „Ein Tag im Labor“ von der der Technischen Universität Kaiserslautern entgegen. Damit geht das allererste zweitägige Länderfinale mit vielen schönen Eindrücken und Begegnungen zu Ende. Alumna Julia bringt es am Schluss ganz treffend auf den Punkt: „Die digitalen Wettbewerbsveranstaltungen von Jugend präsentiert sind und waren auch immer sehr besonders und schön, aber in Präsenz ist es doch am schönsten.“ Damit freuen wir uns schon auf die nächsten anstehenden Länderfinale in diesem Jahr.