Einschränkungen und Chancen: Jugend präsentiert in der Coronavirus-Pandemie
Noch Anfang März blickten wir vom Jugend präsentiert-Team mit viel Vorfreude auf die kommende Zeit: Der Wettbewerb, Messen, Trainings sowie die Summer School für die Alumni der vergangenen Wettbewerbe standen unter anderem auf dem Plan. Doch dann kam Corona. Auf die Absagen von Messen folgte schnell die Gewissheit, dass auch die Länderfinale und bevorstehende Trainings nicht stattfinden können. Wir stellten uns viele Fragen: Wie geht es weiter? Welche Optionen haben wir? Ab wann werden wieder analoge Veranstaltungen möglich sein?
Gab es anfangs in Teilen des Teams noch die Hoffnung, dass im Verlauf des Sommers wieder analoge Veranstaltungen möglich sein könnten, zeigte sich schnell, dass bis auf Weiteres nur digitale Formate realisierbar sind. Diese Erkenntnis war zunächst enttäuschend. Trainings waren geplant und ausgebucht, die Summer School komplett vorbereitet. Besonders hart traf es den Wettbewerb, wie Johannes Brattke vom Wettbewerbs-Team bestätigt: „Da steckt ein Jahr Arbeit drin. Das tut schon weh, das absagen zu müssen“.
Doch aus der anfänglichen Enttäuschung wuchs schnell Tatendrang, so Johannes Brattke weiter: „Ich habe mich dann von Kai (Liese, Leiterin Wettbewerb) mitreißen lassen: Wir machen alles digital!“. Diese Begeisterung griff um sich und erfasste alle Bereiche von Jugend präsentiert. Christian Kleinert, der Projektleiter von Jugend präsentiert, beschreibt die Umsetzung digitaler Formate als Chance: „Wir haben dadurch die Möglichkeit, neue Wege zu beschreiten und zu experimentieren. Dabei ist es uns wichtig, die Vorteile zu nutzen, die die digitale Welt bietet“. Im Detail zeigten sich natürlich spezifische Herausforderungen.
Wettbewerb/Präsentationsakademien
Bei der Konzeption der digitalen Präsentationsakademien stellte sich für das Wettbewerbs-Team von Jugend präsentiert zunächst die Frage nach der Chancengleichheit. Eine fehlende und unzureichende technische Ausstattung sollte für keine Schülerin und keinen Schüler ein Grund sein, nicht an der digitalen Präsentationsakademie teilnehmen zu können. Mit der Zusendung von Webcams oder Laptops unterstützten wir daher im Bedarfsfall, um gleiche Voraussetzungen zu schaffen.
Die digitale Präsentationsakademie sollte den Teilnehmenden möglichst das bieten, wofür sonst die analoge Variante steht: Neben dem Lernen soll die Freude am Präsentieren nicht zu kurz kommen und Raum geboten werden, neue Freundschaften zu knüpfen, eine gute Zeit miteinander zu verbringen und sich wohl zu fühlen, kurzum: „Es ist uns wichtig, dass ein Gemeinschaftsgefühl entsteht“, wie Kai Liese betont. Daher ergänzte ein vielfältiges Rahmenprogramm die Lerneinheiten.
Um den Schülerinnen und Schülern die Teilnahme so angenehm wie möglich zu machen und Ihnen das Gefühl zu geben, mit ihren Fragen nicht alleine zu sein, nutzten wir die Vorteile, die eine digitale Umsetzung bietet. So streckten wir die Elemente der Präsentationsakademie etwa über zwei Wochen anstatt der üblichen drei Tage, um lange, zusammenhängende Bildschirmzeiten zu vermeiden. Außerdem richteten wir eine Online-Plattform ein, über die sich die Schülerinnen und Schülerinnen untereinander aber auch mit ihrer Juniortrainerin oder ihrem Juniortrainer austauschen konnten.
Insgesamt zieht Kai Liese ein positives Fazit der digitalen Präsentationsakademie, schränkt es jedoch verbunden mit einer Hoffnung ein: „Trotz der Vorteile, die die digitale Form bietet und des guten Gelingens, bin ich froh, wenn sie wieder analog stattfinden kann, da sich vor allem das Gemeinschaftsgefühl unter den Teilnehmenden noch besser entwickeln kann“.
Jugend präsentiert Kids
Auch Jugend präsentiert Kids stand vor einigen Herausforderungen, die die durch Corona bedingten Schulschließungen mit sich brachten. Das noch sehr neue Projekt steckt mitten in der Pilotphase, die durch Kontaktbeschränkungen erheblich erschwert war und auch die Lehrkräftefortbildungen konnten nicht wie geplant stattfinden. Kurzfristig ließen sich diese auch nicht gleichwertig in den digitalen Raum übertragen. Dennoch wollten wir die Grundschullehrkräfte in dieser Zeit nicht alleine lassen und boten daher Online-Seminare an. Da der Einsatz von Videokonferenzsoftware im Grundschulalter schwierig ist, setze sich ein Seminar etwa mit dem Einsatz von Postern als Präsentationsmedium auseinander und zeigte Möglichkeiten auf, wie diese auch im Fern-Unterricht eingesetzt werden können.
Jugend präsentiert Alumni
Die Umsetzung der Summer School für die Alumni von Jugend präsentiert als digitale Veranstaltung gestaltete sich für uns etwas einfacher, als es etwa bei der Präsentationsakademie der Fall war. Das liegt daran, dass viele der Alumni der vergangenen Wettbewerbsjahre schon in Ausbildung oder Studium stecken und so schon mehr Erfahrung mit digitalen Angeboten hatten. Neben dem Vermitteln von vertiefendem Präsentationswissen und Einblicken in die Forschung, sollte auch bei der digitalen Summer School die Möglichkeit zum Netzwerken im Vordergrund stehen. Auch im digitalen Raum ließe sich vieles umsetzen, so Hannah Ziegler vom Alumni-Team. Dass der Austausch untereinander so gut funktionierte, lag in erster Linie an der motivierten Gruppe, die sehr daran interessiert war, sich gegenseitig kennenzulernen. Hannah Ziegler zieht daher ein positives Fazit zur Summer School Remote, sieht jedoch auch die Vorteile einer analogen Veranstaltung: „Insgesamt war die Summer School REMOTE ein Erfolg und das Digitale bietet Vorteile, etwa die Möglichkeit der Teilnahme für Alumni die durch ihr Studium weit weg sind. Aber wenn es ums Netzwerken geht, dann kann man das digital nicht so auffangen, wie es bei einer analogen Veranstaltung möglich ist“.
Fazit
Auch wenn noch ein paar digitale Veranstaltungen vor uns liegen, haben wir schon jetzt einiges an Erfahrung gewonnen und Neues gelernt, sodass wir in Zukunft auf einen erweiterten Werkzeugkasten zugreifen und analoge Veranstaltungen mit digitalen Angeboten kombinieren können. Christian Kleinert zieht daher eine positive Bilanz der vergangenen Monate: „Die bisher durchgeführten Formate haben gezeigt, dass man auch digital vieles erreichen kann, wenn man sich darauf einlässt und neue Wege beschreitet“.
Fotos © Jugend präsentiert
Maximilian Beyer
Projektbüro // Wissenschaft im Dialog Berlin